Geschichte der Knottenmühle
 
 Eine Zeitreise durch 470 Jahre Mühlengeschichte
 
  Die Knottenmühle gilt als eine der ältesten Mühlen von Rengshausen, die um 1538 erwähnt werden und gehörte zu einer von 7 Mühlen der Ortschaft. „Knotten“ ist die Samenkapsel des Flachses und daher müsste die „Knottenmühle“ eigentlich Schlagmühle zur Leinölgewinnung aus den Knotten heißen. Neben der Knottenmühle gab es im Ort noch die „Schleifmühle überm Dorf, Mühle im Dorf, Kohls Mühle, Schneidemühle, Papiermühle und die Schleifmühle unterm Dorf“. Um 1538 wird zwar ein „Knottenhaus“ erwähnt, doch der erste Hinweis auf die Knottenmühle findet sich 1579 wieder: „Barthel Ulrich hat eine Moln im Dorf underm Rain, wird verffanden vor 9 Margk.“ Diese erwähnte Mühle unter dem Rain ( Mühlbergsrain ) mit dem recht hohen Pfandwert von 9 Mark ist somit die heutige Knottenmühle. Diese ist eine Lehensmühle und Ulrich zahlt für diese jährlich 2 Goldgulden und 1 Schock Eier Erbzins. Nach Barthel Ulrich erwarb Hans Wüst 1605 die Mühle.
Die folgenden 200 Jahre geht die Knottenmühle in den Besitz der Familie Zülch über. Mit Jost Zülch ( 1623 ), Hans Zülch ( 1644 ), Johannes Zülch ( 1720 ), Georg Zülch ( 1731 ) und Johann Jost Zülch ( 1759-1803 ) setzt sich die Reihenfolge bis Johannes Zülch fort, der 1827 die Mühle anschließend an die Kammerrätin Frankenberg in Rotenburg verkauft.
Testament Johannes Zülch von 1717
1783 besteht die Knottenmühle, die nun unter diesem Namen erstmals genannt wird, aus einem „Haus mit Scheune, Stallung und Anbau, worinnen eine Mühle unter einem Dach“. Diese hat einen Mahl- und einen Schlaggang. Der Mühlbetrieb ist aber noch immer nicht in Privathand, sondern ist der Rengshäuser Pfarrei als „Pfarrlehensgut“ lehn- und zinnspflichtig. Zu dieser Zeit befinden sich in Rengshausen noch zwei Mahlmühlen, wodurch die Knottenmühle nicht immer voll ausgelastet ist und ihr zusätzlich auch noch oft das Wasser für den Mahlbetrieb fehlt. Wegen zeitweiligen Wassermangels sind folglich auch keine Mahlgäste an die Knottenmühle gebannt. Mit einem Mahlgang können in 24 Stunden maximal 1 Viertel Korn vermahlen werden. 37 Rengshäuser Familien mit zusammen 163 Personen lassen ihre „Brotfrüchte“ im Schnitt zu 2/3 in der Mühle „kleine machen“. Die Jahresvermahlung liegt bei ca. 200 Viertel Korn. Die daraus erzielten Jahreseinnahmen des Müllers Johann Jost Zülch belaufen sich nach der Vermahlung dieser 200 Viertel, das Schroten von ca. 45 Vierteln und für das Schälen einer unbestimmten Menge von Gerste und Hafer auf 48 Taler, 2 Albus brutto. Der Erlös für das Zerstampfen von etwa 6 Vierteln Leinsamen beträgt ungefähr 3 Taler. Zum Transport des Mahlgutes hält sich die Mühle zu der Zeit ein Pferd. Nach Abzug der Aus- und Abgaben verbleiben der Müllerfamilie ca. 22 Taler. Damit gehört die Mühle im Vergleich zu den an der Beise aufwärts liegenden Mühlen zu den wirtschaftlich rentabelsten.
Bis 1827 ist die Mühle im Besitz von nur wenigen Familien gewesen, jedoch wechseln in den darauffolgenden 50 Jahren die Eigentümer achtmal. Von der Kammerrätin Frankenberg kauft 1831 der jüdische Händler Jonas Witz die Mühle, derselbe, der schon 1826 die Beiseförther Dorfmühle in kurzem Besitz hatte. Noch im selben Jahr verkauft Witz den Betrieb an Sebastian Heintzerling. Der wiederum verkauft 1855 von der Mühle 1/10 an den Wirt Adam Ross. Nach 4 Jahren gibt er die restlichen 9/10 an den Juden Hirsch Birnbaum aus Rotenburg ab, der postwendend den Anteil an die Ehefrau des Adam Ross weiterverkauft. Vom Gastwirtsehepaar Ross geht die Mühle dann 1865 an dessen Schwiegersohn Johannes Mildner über und 11 Jahre später übernimmt mit Conrad Hartung ein Mitglied der Familie den Mühlenbetrieb. Conrads Sohn Lorenz ( 1885-1921 ) baut während des 1. Weltkrieges den Mahlgang aus und installiert stattdessen 2 Walzenstühle. Die Mühle steigert dadurch ihre Vermahlungsleistung von knapp ½ Tonne auf gut 1 Tonne täglich.
Lorenz Hartung
1921 übergibt Lorenz Hartung die Knottenmühle an seinen Sohn Konrad, der den Mahlbetrieb noch 49 Jahre fortführt, ehe er, 81- jährig 1970 als vorletzter Müller im Beisetal den Betrieb auf Grund seines hohen Alters einstellt. Kinder die den Betrieb hätten weiterführen können, sind nicht vorhanden.
Hochwasser um 1970
Der Industrielle Wilhelm Sondern aus Essen erwirbt 1976 die Knottenmühle und verkauft sie 1984 weiter an Dr. Uwe Anders aus Wilhelmshaven, der umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Mühle ausführt. Nach Abriss der alten Scheune und der Stallungen wird das Wohnhaus restauriert, das Fachwerk auf der Traufseite entschindelt und ein neues Wasserrad eingebaut. Durch diese jahrelangen Arbeiten erhielt mit der Zeit die Knottenmühle ihr jetziges imposantes und romantisches Aussehen. Mit Hilfe der Denkmalpflege werden bei den Restaurierungsarbeiten im Obergeschoss alte Rankenmalereien ( Grisaille-Malerei ) aus dem 17. Jahrhundert freigelegt und anschließend konserviert. Bemerkenswert ist die freigelegte Fachwerkkonstruktion aus der Übergangsphase in Rähmbau/Ständerbau aus auffällig dicken Eichenbalken. Anlässlich der 1000-Jahr Feier der Gemeinde Rengshausen wird 2003 mit der dauerhaften Einrichtung einer Ausstellung begonnen.
Im Herbst 2006 wechselt die Knottenmühle wieder ihren Besitzer.
Sandra Fischer erwirbt die Mühle und führt sie jetzt weiter fort.
Die Mühle heute
Die Mühle wird nun für die weitere Benutzung als Mühlenmuseum der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Das Standesamt der Gemeinde Knüllwald bietet die Räumlichkeiten interessierten Brautleuten für Trauungen an und Kindergärten, sowie Schulen haben die Knottenmühle für Projekttage in ihrem Programm aufgenommen. Durch das starke Interesse der Öffentlichkeit an der wiederbelebten Geschichte der Mühlen und des Müllerhandwerkes wird die Knottenmühle weiterbestehen und nicht das Schicksal erleiden wie viele Mühlen vorher.
Knottenmühle-Rengshausen, Familie Sandra Fischer, Insel 12, 34593 Knüllwald Diese Seite drucken